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- Band 73 - Band 73 -

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Horst Lederer::

Pastoren in Grevesmühlen (Meckl)

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Pastoren in Grevesmühlen

Pastoren in Grevesmuehlen - Kirche im Nachkriegs-Mecklenburg: Band 73 in der gelben Buchreihe Zeitzeugen des Alltags...

 

Redigiert und herausgegeben von Jürgen Ruszkowski

- Band 73 - Band 73 -

als ebook ISBN 978-3-8476-0987-2

Inhalt

 

Vorwort des Herausgebers                      

Geistliche zu katholischer Zeit im 13. bis 15. Jahrhundert      

Chronologische Übersicht über die in Grevesmühlen in der

evangelischen Kirchgemeinde tätigen Pastoren             

Die ersten Pastoren der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Sankt Nikolaizu Grevesmühlen             

Anton Ebberth / Anthonius Ebbert / Anton Eberth – 1540 – 1541         

Andreas Bussow (Busse)          

Magister Heinrich Piper (Henricus Piperites) – 1561 – 1563      

Johann Bülten (Bultenius) – 1563 – 1590        

Hermann Tarnow (Hermannus Tarnovius) – 1590 – 1616       

Magister Joachim Boldebuck (Boldebuch / Boldebuchius) – 1611 – 1644

Johann Müller (Mullerius) – 1644 – 1651      

Johannes Tarnow (Johann Tarnovius) 1651 1666             

Jakob Pistorius 1666 1700     

Nicolaus Peter Pistorius 1700 1706

Magister Joachim Stoeff 1709 1721             

Johan Christian Schuster sen. 1722 1739                    

Johann Heinrich Buttstädt 1739 1750               

Johann Christian Schuster jun. 1750 1755       

Bernhard Christian Kosegarten 1755 1803        

Jakob Bandelin 1803 1821                             

Joachim Friedrich Heyden 1823 1845                                

Adolf Friedrich Carl zur Nedden 1846 1850                                

Albert Brandt 1850                                    

Wilhelm Heinrich Ferdinand Martens 1850 1875    

Friedrich Wilhelm Johann Christian Gustav Löscher 1876 1900     

Johannes Rudolf Wilhelm Hermann Beltz 1900 1903           

Gerhard Wilhelm Helmut Adolf Theodor Tolzien 1903 1905            

Carl Johannes Gottlieb Bartholdi 1905 1906                      

Otto Münster 1906 1953                     

Propst Otto Münster berichtet über Grevesmühlen ab 1945                  

Johannes Lietz – 1953 – 1977                                   

Propst Johannes Lietz berichtet in der Chronik der Kirchengemeinde Grevesmühlen        

Ilse Vogt – 1977 – 1987                                                               

Egon Köhn – 1987 – 1995  

Wolfgang Heinrich – 1995 – 2013

Maria Harder – 2013          

Die zweiten Pastoren

der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Sankt Nikolai zu Grevesmühlen       

Luder (Luderus) Dessburg (Deßburch / Tesburgius) – Johann Bülten –  

Andreas Gicelius (Gitzelius) – Adam Lönnies  – Christoph Goedeke (Götke) –

Hermann Tarnow / Hermannus Tarnovius  – Martin Schwager / Martinus Schwagerus –  

Magister Jacob Lippe –  Magister Joachim Boldebuck (Boldebuch / Boldebuchius) – 

Johann Müller sen. – Johann Tarnow  –  Magister Thomas Balthasar (Baltzer)  –

Johann Müller jun.  –  Johann Tarnow jun. – Julius Ernst Hahn – Christian Schuster sen.  – 

Johann Heinrich Buttstädt – Christian Schuster jun. – Magister Bernhard Christian Kosegarten  –

Christian Lorenz Kräpelin – Jakob Bandelin  – Friedrich Joachim Heyden – 

Christian Ludwig Friedrich Schliemann – Johann Heinrich Adolf Zander – 

Adolf Friedrich Carl zur Nedden – Wilhelm Heinrich Ferdinand Martens –

Johann Gustav  Friedrich Kleffel – Friedrich Wilhelm Johann Christian Gustav Löscher –

Eduard Adolf Wilhelm Friedrich Dehn – Johannes Rudolf Wilhelm Hermann Beltz –

Gerhard Wilhelm Helmut Adolf Theodor Tolzien – Carl Bartholdi –

Otto August Franz Wilhelm Münster – Paul Hermann Martin Hurtzig –

Ludwig August Friedrich Parge – Johannes Schulz –

Dr. theol. Wilhelm Gasse   -  Wilhelm Gasse: Dank an Mecklenburg           

Fortsetzung – zweite Pastoren

der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Sankt Nikolai zu Grevesmühlen          

Johannes Lietz – Joachim Boddin –  Ilse Vogt – Egon Köhn – Wolfgang Heinrich  –

Jochen Meyer- Bothling –

Quellenverzeichnis                            

Weitere Informationen                           

Die gelbe Buchreihe                          

Dieses Buch hat insgesamt 187 Seiten

Geistliche zu katholischer Zeit im 13. bis 15. Jahrhundert

 Kenntnisse über Geistliche, die an unserer St.-Nikolai-Kirche in Grevesmühlen tätig waren, verdanken wir dem Grevesmühlener Stadtchronisten Friedrich Belg, dem langjährigen Pastor und Propst Otto Münster, dem Kirchenchronisten Gustav Willgeroth, aber auch dem Grevesmühlener Heimatforscher Heinrich Friedrich Jakob Albrecht. Bezüglich der Pfarrer, die in Grevesmühlen in den ersten drei Jahrhunderten des Bestehens des Ortes gewirkt haben, ist sehr wenig überliefert worden.  Albrecht bemerkt: „Der Versuch, eine auch nur annähernd vollständige Reihenfolge der zu Grevesmühlen vom 12. bis 15. Jahrhundert angestellten Prediger zu liefern, hat sich als vergebliches Bemühen erwiesen.“  In den erhalten gebliebenen Urkunden und Dokumenten aus dieser Zeit werden beiläufig und sporadisch die Namen von Geistlichen genannt, sie werden als Persönlichkeit und in ihrer Bedeutung aber in keiner Weise gewürdigt. Auch über ihre Lebensdaten erfahren wir nichts.  Aus dem 13. Jahrhundert sind die Namen von drei Grevesmühlener Geistlichen bekannt geworden.  In der Stiftungsurkunde des Klosters Rehna vom 26. Dezember 1237 wird erwähnt, dass in Gnewesmulne ein Pfarrer Theodoricus (= Dietrich) im Amt ist.  Theodoricus wird als „rector ecclesiae“ bezeichnet, war also Oberpfarrer.

Von 1256 an werden Urkunden im Lande Bresen vom „fürstlichen Notar“, dem „rector ecclesiae Henricus“, „Oberpfarrer Heinrich von Gneuesmollen“ ; verfasst, so von der neu erbauten Burg in' Wismar 1260, vom Heringszug, den, die Stadt Wismar Heinrich von Dortmund und Friedrich von Niendorf abkaufte.  Von 1261 bis 1269 wird Pfarrer Heinrich von Gnewesmolen als fürstlicher Notar am mecklenburgischen Hof erwähnt und ist als solcher auch wiederholt als Zeuge genannt.  Er schreibt auch die Urkunde über die Verleihung von drei Hufen in Vilebeke bei Gneuuesmolen an die Domkirche zu Lübeck, tritt auch 1266 und 1269 als Zeuge auf.

Friedrich von Maltzahn (Molzan) war 1265 Pfarrer „plebanus“ zu Grevesmühlen, gleichzeitig auch „canonicus“ (Domherr) zu Ratzeburg.

Hinzu kommt ein namentlich nicht genannter „Priester“ der Kirche zu Grevesmühlen, der im Zusammenhang mit der Belagerung Grevesmühlens durch Johann von Gadebusch und der Befreiung der Stadt angeführt wird: 1292 befindet sich Johann von Gadebusch auf der Rückkehr von einem Raubzug in den Klützer Wald.  In der Morgenstunde schleicht er sich mit seinen Mannen an den Grevesmühlener Stadtgraben, den er überwindet. In der Stadt sind viele Bürger zur Frühmesse in die Kirche gegangen.  Niemand von ihnen ahnt das herannahende Unheil.  Als eine Kirchenglocke zur Messe läutet, erwachen die Stadtwächter und bemerken die Belagerer.  Der Ruf „Feinde!“ dringt in die Kirche.  Der Priester singt gerade das „Sursum corda“.  Dann ruft er seiner Gemeinde zu: „Fechtet heute für eure Kinder! Wehrt euch, so hilft auch Gott. Ich will mit euch der Erste sein.“  Alles am Altar liegen lassend, steigt der Priester auf die Stadtmauer.  Er kämpft für zehn Mann, und bald sieht der Feind ein, dass die Stadt nicht zu gewinnen ist.  Nach starken Verlusten an Toten und Verwundeten zieht Johann von Gadebusch ab.  Der Priester steigt wieder auf die Kanzel und setzt die unterbrochene Messe fort.

Albrecht verweist darauf, dass sich in dem 1870 abgetragenen romanischen Teil unserer Kirche im Gitter um den Altar der Leichenstein eines Bischofs befand.  Darauf war, als Relief gestaltet, innerhalb eines Kreises eine Bischofsmütze dargestellt, dazu die Ende des 19.Jahrhunderts noch deutlich erkennbare Inschrift THIEDEMANN N(oster) EPISCOPUS ANN(o) D(omi)NI MCCC.

Bei Belg lesen wir, dass von 1319 bis 1332 ein Pfarrer Heinrich von Billerbeck im Amt war; der schon am 24.6.1316 vom Bischof Markwart zu Ratzeburg als Pfarrer in Gnewesmolen bestätigt worden war. 

1320 war Albemus Albus (Albo) an der Grevesmühlener Kirche als Vikar tätig. Er hatte derart beträchtliche Einkünfte, dass die 1335 hier angestellten 17 Vikare davon leben konnten.  Diese „vicarii“ (Messpriester) waren Conrad Mirow, Johann Wullenweffer, Peter Reder, Johann Schomaker, Heinrich Dalberg, Peter Redelborch, Heinrich Hoge, Johann Westwal, Nicolaus Plagemann, Conrad Stenkop, Detlev Smilow, Theodor Hildebrand, Christian Wedeke, Nikolaus Bairanen, Nicolaus Mowe, Johann Barfeldes und Bernhard Landfaget.

Friedrich von Moltzan (Fredericus Molzan) war 1343 und auch noch am 16. Dezember 1344. „rector ecclesiae“ (Oberpfarrer) zu Grevesmühlen und gleichzeitig Domherr zu Ratzeburg. Gottschalk Bajeneven war 1349 in Grevesmühlen Vikar (Messpriester).  Am 21. September 1356 genehmigte Bischof Otto von Ratzeburg die Verzichtleistung des Priesters Peter Rabode auf seine Ansprüche an das Patronat der Pfarrkirche in Grevesmühlen zugunsten des Ratzeburger Domkapitels.

1358 war in Grevesmühlen der Pfarrer (plebanus) Bernhard Goldowe (Goldogen / Goldoghe) im Amt.

Ein Vikar namens Petrus von Schartowe war 1372 an der Parochialkirche zu Grevesmühlen tätig.

1376 stiftete Eghardus (Eghard) Branche, Pastor an der Kirche zu Grevesmühlen, eine Messe.

1381 war Johann Riquardi Inhaber der Pfarre zu Grevesmühlen.

Segehard, Kanonikus der Ratzeburger Kirche und Pfarrer der Parochialkirche Grevesmühlen, wurde 1391 als Zeuge einer Gerichtsverhandlung in Grevesmühlen genannt.  1397 wurde in einer Urkunde vom 14. Juni Johannes von PIön, Pfarrherr der Parochialkirche der Stadt Grevesmühlen, als Zeuge erwähnt.

Johann Becker war 1415 in der Grevesmühlener Kirche Vikar am Marienaltar.  Zur selben Zeit fungierte Engelbrecht Pywestorp als Messpriester am Altar des heiligen Marcus unter dem Turm der hiesigen Kirche.

Johann Tellen war bis 1498 Vikar zu Grevesmühlen, dann Pfarrer zu Boizenburg.

1518 gab es in Grevesmühlen zehn Vikare, einen Pastor, einen Schulmeister, einen Küster, alle waren rechtmäßig ordinierte Geistliche.  Der Schulmeister hieß Nikolaus Dene, der Küster Valentin Ewers, der Pastor Jochim Tribbow.  Die Vikare waren Hinrick Stein (auch Notar und Stadtschreiber, ehemaliger Prediger zu Kalkhofs), Peter Gammelkom (Notar und Prediger), Jochim Danneel (auch Notar), Hinrick Koch (Prediger zu Borkow), Jochim Auerberg, Hinrick Kop, Hinrick Smachthagen, Georg Everdes, Nikolaus Smachthagen, Antonius Greve.  Herr Peter Gammelkorn hatte 1517 die Schule von eigenem Geld gebaut. Um 1530 setzte sich in unserer Region die Reformation durch.

Chronologische Übersicht über die in Grevesmühlen in der evangelischen Kirchgemeinde tätigen Pastoren

 

Rechts: Erste Pastoren     –     links: Zweite Pastoren

 

Um 1535 Anthonius (Anton) Ebberth Dessburg

                                                  – um 1535 Luderus (Lüder)

1561 bis 1563 Heinrich Piper   – 1561 bis 1563 Johann Bultenius

1563 bis 1590 Johann Bultenius (+1590)

                                           – 1563 bis 1584 Christoph Goedeke

                                           – 1584 bis 1590 Hermann Tarnow

1590 bis 1611 Hermann Tarnow

                                           – 1590 bis 1595 Martin Schwager

1611 bis 1644 M. Joachim Boldebuch

                                           – 1596 bis 1600 Jacob Lippe

                                           – 1600 bis 1611 M. Joachim Boldebuch

                                           –  1612 bis 1644 Johann Müller

1644 bis 1651 Johann Müller

                                           – 1644 bis 1651 Johann Tarnow sen.

                                           – 1651 bis 1654 M. Thomas Balthasar

                                           – 1654 bis 1676 Johann Müller jun.

1651 bis 1664 Johann Tarnow sen. (+ 1664)

1665 bis 1700 Jacob Pistorius sen. (+ 1700)

                                    – 1677 bis 1698 Johann Tarnow jun.

                                    – 1698 bis 1700 Nicolaus Peter Pistorius jun.

1700 bis 1706 Nicolaus Peter Pistorius jun.

                                    –  1701 bis 1704 Julius Ernst Hahn

                                    – 1705 bis 1722 Joachim Christian Schuster

1709 bis 1721 M. Joachim Stoeff 

1722 bis 1739 Johann Christian Schuster sen.

                                      – 1723 bis 1750 Johann Heinrich Buttstädt

1746 bis 1755 Johann Christian Schuster jun.

                                      –  1750 bis 1755 Bernhard Chr. Kosegarten

1755 bis 1803 Bernhard Christian Kosegarten

                                      –  1756 bis 1785 Pastor Kräpelin

                                      –  1785 bis 1804 Jacob Bandelin

                                      –  1804 bis 1822 F. J. Heyden

1804 bis 1821 Jacob Bandelin 

1822 bis 1845 Friedrich Joachim Heyden

                                      – 1823 bis 1826 C. L. F. Schliemann

                                      – 1826 bis 1840 J. H. A. Zander

                                      – 1840 bis 1846 A.F.C. zur Nedden

1846 bis 1849 Adolf Friedrich Carl zur Nedden

                                      – 1846 bis 1850 F. W. H. Martens

                                      – 1850 bis 1861 J. G. H. Kleffel

1850 bis 1875 Ferdinand Wilhelm H. Martens

                                      – 1861 bis 1876 F. W. J. C. G. Loescher

                                      – 1876 bis 1888 E. A. W. Fr. Dehn

1876 bis 1900 Friedr. Wilh. Joh. Christ. Loescher

1900 bis 1903 Johannes Rud. W. Beltz  ­

                                           –   1889 bis 1900 J. R. W. Beltz

                                           –   1900 bis 1903 Gerhardt Tolzien

                                           –   1903 bis 1906 K. J. G. Bartholdi

1903 bis 1903 Gerhardt Tolzien

1903 bis 1905 K. J. G. Bartholdi

                                           –   1906 bis 1917 Paul Hermann Hurtzig

1906 bis 1953 Otto Münster

                                           –   1918 bis 1926 Ludwig Parge

                                           –   1926 bis 1937 Johann Schulz

                                           –   1938 bis 1952 P. Wilhelm Gasse

                                           –   1952 bis 1953 Johannes Lietz

                                           –   1953 bis 1957 Pastor Boddin

1953 bis 1977 Johannes Lietz

                                           –   1957 bis 1977 Ilse Vogt

1977 bis 1987 Pastorin Ilse Vogt

                                           –   von April 1977 bis Oktober 1980

                                           –         vakant

                                           –   1980 bis 1987 Egon Köhn

1987 bis 1995 Egon Köhn

                                           –   1988 bis 1995 Wolfgang Heinrich

                                           –   1995 bis 1997 Jochen Meyer-Bothling

1995 bis 2013 Wolfgang Heinrich 

Seit Juni 1997 nur noch ein evangelischer Pastor in Grevesmühlen, d. h. nur noch eine Pfarre.

Die ersten Pastoren der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Sankt Nikolai zu Grevesmühlen

 Die Pfarren der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Sankt Nikolai zu Grevesmühlen unterstanden bis 1918 dem Patronat der Landesherrschaft.  Patron war als Vertreter des Großherzogs der Herzogliche Mecklenburgische Amtshauptmann zu Grevesmühlen mit Wohnsitz in Santow.

Seit der Reformation gab es in Grevesmühlen zwei Pfarren.  Diese Regelung bestand bis 1997.

Zwar nutzten die meisten ersten Pastoren als Wohnsitz das Pfarrhaus am Kirchplatz, während die zweiten Pastoren im Pfarrhaus in der Kirchstraße wohnten.  Doch konnte der zum ersten Pastor aufrückende Geistliche jeweils bestimmen, wo er wohnen wollte.

Die Pfarren zu Grevesmühlen waren seit der Reformation Wahlpfarren, d. h. die Gemeinde wählte unter meist drei Bewerbern nach Anhören einer Predigt den jeweils benötigten ersten oder zweiten Pastor durch Abstimmung aus.  Der Chronist Otto Münster schränkt jedoch ein: „Aber es kam früher nicht immer zur Gemeindewahl.  Zuweilen wurde auf die Bitte der Gemeinde der Sohn des verstorbenen Pastors oder vielleicht, weil es an Bewerbern fehlte, irgendein Kandidat ohne Gemeindewahl mit der Verwaltung der Pfarre beauftragt.“  Dem wäre hinzuzufügen, dass auf die Gemeindewahl auch dann verzichtet wurde, wenn der Bewerber für ein Pfarramt bereit war, die Witwe seines Vorgängers oder dessen unverehelichte Tochter zu heiraten.

 

Anton Ebberth / Anthonius Ebbert / Anton Eberth – 1540 - 1541

 Anton Ebberth / Anthonius Ebbert / Anton Eberth war „im 4. Dezennium des 16. Jahrhunderts“ der erste „wirkliche evangelische Prediger an der Kirche zu Grevesmühlen“ (so H. P. Albrecht). Als erster Pastor an unserer Kirche ist er von 1540 bis 1541 nachweisbar. Seine Amtsbezeichnung war seinerzeit Primarius.  Ebbert hielt seine Predigten in niederdeutscher Sprache.  Über seine Lebensdaten ist nichts bekannt.  Die Pastoren zu Grevesmühlen hielten nach der Reformation an den Sonntagen drei Gottesdienste.  Im Frühgottesdienst wurde die Gemeinde über den Katechismus unterwiesen.  Im Mittelpunkt des Hauptgottesdienstes stand eine Predigt über ein Evangelium, im Nachmittagsgottesdienst eine Predigt über eine Epistel.  Der Primarus predigte außerdem montags, dienstags und mittwochs.  Ihm stand als erstem Pastor die jeweils zwanzigste Garbe der Gemeinde zu, von der Stadt Grevesmühlen zu Weihnachten außerdem eine Kanne Wein.  Dieser Brauch wurde in Grevesmühlen bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts beibehalten.

Die Besoldung des Primarus mit Naturalien erfolgte in Grevesmühlen vermutlich nicht regelmäßig.  Aus einem  Vermerk des Superintendenten in Schwerin geht hervor, „dass der erste Prediger Antonius Ebberth im Jahre 1540  den ihm zustehenden Zehnten nicht erhalten und sein Amt im Grevesmühlen zeitweilig nicht ausgeübt hat.“  Bereits 1541 war Ebbert Pastor in Bössow, wo er in einem Visitationsprotokoll als „ein frommer, gottesfürchtiger Mann“ gewürdigt wurde.

Andreas Bussow (Busse)

 Andreas Bussow war von 1541 bis 1546 erster Pastor zu Grevesmühlen.  Auch von ihm sind keine Lebensdaten überliefert worden. Bei einer Visitation im Jahre 1541 war Bussow hier Pastor, äußerte aber den Visitatoren gegenüber, die Pfarrstelle in Grevesmühlen aufgeben zu wollen. Im Protokoll wurde vermerkt: „Bussow hat auf Michaelis Urlaub genommen, denn es wird ihm vieler Sachen halber schwer, den Zehnten zu empfangen und dem Schulmeister 8 Mark davon zu geben.“  Die Visitatoren bemühten sich, auf Bussow einzuwirken, „dass dieser Pastor nicht Not halben entlaufen dürfe.“  Sie hatten damit aber wenig Erfolg, denn Anfang 1546 war Andreas Bussow bereits Pastor in Gadebusch.  Dorthin war er „zur Predigt des Evangelii gegen den Papisten Joachim von Jetze den Propst des Nonnenklosters Eldena, Kanzler des Herzogs Albrecht und Kirchherrn von Gadebusch seit 1529 auf Andrängen der Bürgerschaft berufen“ worden.  Als Bussow Ostern 1546 das Abendmahl austeilen wollte, stürzte Joachim von Jetze nach vorn und riss wütend die geweihten Hostien vom Altar, wobei er schrie: „Siehe, mit dem Gott, den die Lutherischen da geben, wollte ich meine Schweine mästen!“  Ein ähnlicher Auftritt Jetzes wiederholte sich am Palmsonntag des folgenden Jahres.

Nun erreichte die Gemeinde, dass Jetze am 10. August 1547 abgesetzt wurde.  1548 wurde Andreas Bussow als „Prädikant und Pastor“ fest angestellt.  Er wurde 1554 auf die Stelle seines Amtsvorgängers Heinrich Storbeck berufen.  Andreas Bussow (Busse) gilt als der eigentliche Reformator von Gadebusch.  Er amtierte dort vermutlich bis 1573.

 Von 1546 bis 1561 war die Stelle des ersten Pastors in Grevesmühlen vakant.

 Magister Heinrich Piper (Henricus Piperites)

 Magister Heinrich Piper (Henricus Piperites) war von 1561 bis 1563 erster Pastor zu Grevesmühlen.  Sein Geburtsjahr ist nicht bekannt.

Als gesichert gilt, dass Heinrich Piper in Hameln im Herzogtum Braunschweig geboren wurde.  Piper erwarb den Titel Magister.  Vermutlich hatte er es nicht leicht, die Grevesmühlener Gemeinde sprachlich zu erreichen, denn Piper predigte auf hochdeutsch, das für die Grevesmühlener, die seinerzeit nur das Niederdeutsche kannten und sprachen, wie eine Fremdsprache klang.  So wechselte er 1563 als Pastor an die Pfarrkirche in Güstrow und war ab 1568 Domprediger und herzoglicher Beichtvater.  Heinrich Piper war mit Elisabeth von Stoislof verheiratet.  Seine Tochter Brigitta Piper ehelichte am 12. Oktober 1583 den Witwer Professor H. Bocatius, einen Schüler Luthers, in Rostock.  Piper starb 1583. 

 Johann Bülten (Bultenius)

 Johann Bülten (Bultenius) war von 1563 bis 1590 erster Pastor in Grevesmühlen.  Bülten kam 1561 als zweiter Pastor nach Grevesmühlen.  Er rückte nach dem Wechsel Pipers nach Güstrow zum ersten Pastor zu Grevesmühlen auf und unterschrieb als solcher im Jahre 1577 die Formula Concordiae (die Glaubensformel, das Glaubensbuch) Bülten wurde in Rostock geboren. Er starb 1590 in Grevesmühlen.

 Hermann Tarnow (Hermannus Tarnovius)

 Hermann Tarnow (Hermannus Tarnovius) war erster Pastor in Grevesmühlen 1590 bis 1616.  Hermann Tarnow wurde 1559 als Sohn des hiesigen Bürgermeisters  Johann Tarnow und dessen Ehefrau Magdalena (Magdalene) geb. Greve in Grevesmühlen geboren.  Zusammen mit seinem Bruder Paul, geboren am  20.06.1562, dem späteren Theologieprofessor, besuchte Hermann Tarnow höhere Schulen von 1575 an in Lübeck, von 1578 an in Lüneburg und schließlich in Güstrow.  In Grevesmühlen war er von 1584 bis 1590 zunächst zweiter Pastor, nach dem Tod von Johann Bülten wurde er hier 1590 erster Prediger. Hermann Tarnow war zweimal verheiratet, zuerst mit Margarethe Bremer aus Hamburg, nach deren Tod mit einer Tochter des Grevesmühlener Ratsherrn Joachim Cothenius (Kothe), der Schwester des Pastors Christian Cothenius (Kothe), der in Wismar an der Heilig-Geist-Kirche amtierte. Tarnows gleichnamiger Sohn war von 1636 bis 1669 Pastor in Dassow. Pastor Martin Krüger in Klütz war mit Tarnows Schwester Magdalene verheiratet. Johannes, ein zweiter Sohn Tarnows, geboren am 19. April 1586 in Grevesmühlen, war in Rostock Professor der Theologie. Hermann Tarnow starb 1611 im Alter von 52 Jahren in Grevesmühlen.

 Magister Joachim Boldebuck(Boldebuch / Boldebuchius)

 Magister Joachim Boldebuck war von 1611 bis 1644 erster Pastor in Grevesmühlen. Boldebuck stammte aus Rostock.  Er promovierte 1589 und wurde 1590 zum Pastor geweiht.  Als zweiter Pastor unterzeichnete er am 26. September 1600 die Formula Concordiae.  Joachim Boldebuck war mit Liesbeth (Lisebeth), der Tochter des Rostocker Ratsherrn Caspar Lindenberg verheiratet.  Seine Frau war die Schwester des Pastors Nikolaus Lindenberg in Tarnow und Schwägerin des Superintendenten Dinggraw (Dinggrav) in Wismar, die Schwägerin des Archidiakons Reusner in Wismar, die Schwägerin des Ribnitzer Klosterpredigers Drewes.  Sein Schwiegersohn war Pastor Johannes Tarnow, der Boldebucks Tochter Anna geheiratet hatte.  Boldebucks Sohn Caspar war Sekretär  der Juristischen Fakultät in Rostock.

Nach dem Tod Hermann Tarnows wurde Joachim Boldebuck 1611 erster Pastor in Grevesmühlen.  Von 1641 bis 1644 war sein Schwiegersohn Johannes Tarnow, der Sohn seines Amtsvorgängers, Boldebucks Substitut (Vertreter als Pastor).  Magister Joachim Boldebuck wurde 1641 in den Ruhestand versetzt.  Er starb am 13. Juli 1644 in Grevesmühlen.  Sein Epitaphium befand sich früher in unserer Kirche.            

 Johann Müller (Mullerius)

 Johann Müller (Mullerius) war von 1644 bis 1651 erster Pastor in Grevesmühlen.  Müller stammte aus Wismar. Sein Geburtsjahr ist unbekannt geblieben.  Er unterschrieb die Formula Concordiae als zweiter Pastor in Grevesmühlen am 28. August 1612.  Nach dem Tod von Joachim Boldebuck wurde Johann Müller 1644 erster Pastor in Grevesmühlen.  Vermutlich veranlasste Johann Müller, dass von 1647 an der erste Pastor außer an den Sonntagen  auch noch mittwochs und der zweite zusätzlich freitags in unserer Kirche predigte.  Müllers Ehefrau Anna starb 1649.  Sein gleichnamiger Sohn war von 1656 bis 1676 Pastor in Grevesmühlen . Johann Müller starb 1651.  An ihn und seine Frau Anna erinnert eine in unserer Kirche gegenüber dem Turmeingang aufgestellte Grabplatte mit der Inschrift „DN. JOHANNES MÜLLER: HUIUS ECCLESIAE ECCLESIASTES.  EIUS & CONIUX ANNA MÜLLER. S. 3. AUG. ANNO 1649.  CHRISTUS VIVIT“.

 Johannes Tarnow (Johann Tarnovius)

 Johannes Tarnow (Johann Tarnovius) war von 1651 bis 1666 erster Pastor in Grevesmühlen.  Johannes Tarnow stammte aus Rostock, war der Sohn des Theologieprofessors Johannes Tarnow sen. und der Enkel des Grevesmühlener Pastors Hermann Tarnow.  Johannes Tarnow jun. wurde ohne Ablegung des Eides 1635 Pastor.  Er wurde am 31. August 1641 zum Substitut des Grevesmühlener ersten Pastors Joachim Boldebuck berufen und wurde nach dessen Tod hier 1644 zweiter Pastor.  Nach Johann Müllers Tod rückte Johannes Tarnow zum ersten Pastor auf. Tarnow war mit Anna Boldebuck, der Tochter seines Amtsvorvorgängers verheiratet.  Sein 1650 in Grevesmühlen geborener Sohn Johann war von 1677 bis 1698 zweiter Pastor in seiner Vaterstadt.  Seine Tochter Anna Margarete Tarnow war die Frau des Kalkhorster Pastors Johann Gercke (Gericke), der sie in zweiter Ehe geheiratet hatte.

Während der Amtszeit von Johannes Tarnow brach der Dreißigjährige Krieg mit all seinen katastrophalen Folgen über Grevesmühlen und damit über Tarnows Gemeinde herein.  Ein zeitgenössischer Chronist berichtet, dass die ständig wechselnden Besatzungen hier „nach eigenem Willen gefressen und gesoffen, gelebt und gezehrt, die Stadt ausgemergelt, dass all das Korn draufgegangen, …die Stadt mehrenteils verwüstet und über 30 Wohnungen in Asche geleget und verbrandt.“  Wiederholt musste die Stadt Kontributionen an die hier einquartierten und durchziehenden Truppen zahlen. Stadtvogt Femer wurde so grausam gefoltert und misshandelt, bis er das Versteck für den „kleinen Betrag an Steuergeldern“ preisgab.  Der „Zustand der Stadt“ sei „kläglich und erbärmlich“ gewesen. Nur noch wenige Bürger lebten in ihren Mauern.  Am Ende des Dreißigjährigen Krieges hatte Grevesmühlen nur noch 453 Einwohner.

Ein weiteres Unheil betraf Grevesmühlen während der Amtszeit Johannes Tarnows: 

Am 15. Juni 1659 wurde der größte Teil der Stadt Grevesmühlen durch einen Großbrand vernichtet.  Davon war auch unsere Kirche betroffen, deren Turm seine schöne hohe Spitze und die alten Bronzeglocken verlor.  Bei diesem Großfeuer, so berichtet es der Grevesmühlener Bürgermeister in einem Schreiben vom 4. September 1676, in dem um die Nachfolge des jüngeren Tarnow gebeten wird, ist Tarnow, „da er auf der Kanzel stehend gepredigt, kaum sein Leben rettend davongekommen und hat außer der Priestermütze auf dem Haupte und der Bibel unter dem Arme nichts mehr aus dem Feuer gerettet.“  Ein demselben Zweck dienendes Schreiben des damaligen Amtshauptmanns vom 2. August 1676 bezeichnet Tarnow als „wegen seines unsträflichen Lebens und Wandels und gleicher Amtstreue noch berühmt“.

Willgeroth übernimmt die strittige Geschichte, die Albrecht über Johannes Tarnow aufgezeichnet hat: „Kurz vor seinem Ende wurde er dann noch, als er in die Kirche gegangen war, um ein Gebet zu verrichten, dort von kaiserlichen Soldaten überfallen, die ihn mit seinem Halstuch am Altar aufhängten.  Glücklicherweise kam wenige Minuten später ein Unteroffizier, der mit seinem Säbel das Halstuch durchschnitt.“  Irrig sind in diesem Zusammenhang die Annahme Cleemanns, dass Tarnow bei diesem Überfall ums Leben gekommen sei, aber auch das von Albrecht ermittelte Todesjahr (1664).  Tarnows Witwe, die in einem Brief für sich und ihre kleinen Kinder um ein Gnadenjahr bittet, erwähnt darin diesen Überfall in der Kirche mit keinem Wort.  Sie schreibt 1666 über den Tod ihres Mannes: „Er starb, ob er gleich morgens frühe dennoch eine Predigt zu halten willens gewesen, schleunigen Todes, indem er von dem lieben Gott mit seinem belegten Kreutze, nemblich dem Schlage, wieder heimgesuchet worden,… welcher tödlich eintritt nach außgestandener Unpässlichkeit, allein aus der Ursache hergerühret, dass er noch zweyfelsfrei nach unvergessener Einäscherung unseres Städtleins und darauf noch selbigen Jahres erfolgter kayserlicher Plünderung, darin wir alle umb unsere zeitliche Wohlfahrt gekommen und bisher zu kümmerlich leben müssen, sich als eine Melacholia (oder als ein Melacholicus) solches große Leid und schwerlich zu verwindenden Schaden gar sehr zu Haupte gezogen und dadurch, auch weil ihm vornehmlich Gelegenheit zu studieren und sein Amt gebührender maßen zu verwalten, gemangelt, nachdem wir lange Zeit unsere Kinder und Vieh bei uns in der Stube einesteils haben und er dabei sein Haupt mit Studieren abmatten müssen, endlich in Epilepsiam gefallen und sich mit solchem beschwerlichen Gebrechen bis an sein Grab hat plagen müssen…“  Der Brief der Witwe belegt, dass Johannes Tarnow zweifelsfrei 1666 verstorben ist.

 Jakob Pistorius

 Jakob Pistorius war vom 11. Juni 1666 bis Dezember 1700 erster Pastor in Grevesmühlen.  Er wurde ohne Gemeindewahl nach Grevesmühlen ins Pfarramt berufen. Jakob Pistorius wurde 1627 in Wismar geboren und besuchte dort die höhere Schule.  Mit seiner Berufung ins Pfarramt wurde Pistorius zugleich Präpositus.  Er war zweimal verheiratet.  Seine erste Frau stammte vermutlich aus Lübeck, da sie dort „Gelder zu stehen hatte“.  Wahrscheinlich war sie eine Schwester der Anna Marie Bentzing verh. Suhre und eine Schwester der Frau Müller aus Rehna, denn bei einem Kind dieser Frau  war Jakob Pistorius am 16. Oktober 1696 Pate.  Die erste Frau von Jakob Pistorius  ist wahrscheinlich spätestens 1680 verstorben sein.  In diesem Jahr war Pistorius bereits Witwer und hat um diese Zeit ein weiteres Mal geheiratet.  Er wurde am 9. Dezember 1700 im Alter von 73 Jahren beigesetzt. Seine zweite Frau weigerte sich, als Witwe die Pfarre I zu räumen, in die der zweite Pastor Julius Ernst Hahn einziehen wollte, obwohl das Gnadenjahr bereits drei Wochen zuvor abgelaufen war. Hahn richtete daraufhin ein Bittschreiben an den Herzog, in dem er darauf drang, „die obstinate Witwe mit Nachdruck… auszuweisen“.  Sie hätte ihm sagen lassen, „sie wollte den Kerl (mich meinend), den Witwen und Waisen Vertreiber, im Hause nicht haben.“  „Die Frau Witwe Seniorin nahmens Pistorius wurde am 4. Januar 1728 begraben.“  Jakob Pistorius’ Sohn Nikolaus Peter wurde der direkte Nachfolger seines Vaters als erster Pastor in Grevesmühlen. Pistorius’ jüngerer Sohn, Jakob Wilhelm, geb. um 1671, war gleichfalls Pastor und amtierte von 1700 bis 1716 in Diedrichshagen, wo er auch starb.  Nach seinem Tod zog seine Witwe mit den Kindern nach Grevesmühlen.

 Nicolaus Peter Pistorius

 Nicolaus Peter Pistorius war von Dezember 1700 bis Juni 1706 erster Pastor in Grevesmühlen, nachdem er am 25. September 1698 zum zweiten Pastor gewählt worden war. So haben zwei Jahre lang Vater und Sohn Pistorius nebeneinander im Pfarramt gestanden. Nicolaus Peter Pistorius bewohnte als zweiter Pastor, wie es üblich war, das Pfarrhaus in der Kirchstraße.  Als 1701 Julius Ernst Hahn als zweiter Pastor nach Grevesmühlen kam, hätte er eigentlich in dieses Pfarrhaus einziehen müssen. Doch der zum ersten Pastor aufgerückte Nicolaus Peter Pistorius bestand darauf, dort weiter zu wohnen, und überzeugte Hahn bei dessen Amtsantritt, in den bisherigen Wohnsitz seines Vaters, das Pfarrhaus am Kirchplatz, einzuziehen.

Am 1. November 1698 hatte Nicolaus Peter Pistorius Elisabeth Tarnow, die Tochter von Johann Tarnow dem Jüngeren, geheiratet.  Beider Sohn amtierte in Eldena.  Am  10. Februar 1706 wurde Nicolaus Peter Pistorius zum Prüpositus gewählt.  Er starb im Alter von 39 Jahren.  Er wurde am 9. Juni 1706 beigesetzt.  Auf seinem Grabstein, der besonders gut erhalten und gegenüber dem Turmeingang in unserer Kirche aufgestellt worden ist, unter dem er mit seiner Gattin „Elisabeht Pistorius geb. Tarnauen“ bestattet worden war, stehen u. a. die Worte: „Wie ruhig schläfet hie bei seiner Heerd’ der Hirt, bis Jesus, unser Herr, ihn einst erwecken wird.“  Am 20. Juli 1706 lag schon eine Bewerbung um seine Nachfolge vor.

Als die Gemeinde im Juni 1706 ihren ersten Pastor durch dessen unerwarteten Tod verloren hatte, herrschte allgemeine Ratlosigkeit. In einer Bittschrift an den Herzog klagt die Gemeinde: „In wenig verstrichenen Jahren sind wir bei unserem Gottestempel und Kirchspiel sehr unglücklich gewesen, indem 4 gelehrte Männer nacheinander aus dem Amt geschieden sind.“ Für die Gemeinde bedeutete das sowohl Sorge um das Schicksal der hinterbliebenen Angehörigen als auch zusätzliche  finanzielle Belastung, denn „ 2 priester wittiben, als eine Seniorin (Senior wurde der erste Pastor genannt) und eine Präpositin sollten mit Wohnungen und anderen alimoniis (Lebensunterhalt) providiert (versorgt) sein.“ Nach der Vorstellung der Gemeinde sollte deshalb die Neubesetzung der Pfarre mit der Witwenfürsorge verbunden werden: „Geruhen nun Eure Durchlaucht, dass die Präpositin als eine junge Frau mit ihren un-mündigen vaterlosen Kindern bei der Pfarre verbleiben sollte.“ Der Nachfolger Pistorius’ im Pfarramt sollte also die Witwe heiraten.  Aber diesmal blieb die Bitte der Gemeinde an den Landesvater ungehört. Auch der Vorschlag des Superintendenten Grünenberg, den Licent. Niehenk als ersten Pastor in Grevesmühlen einzusetzen, wurde vom Herzog ganz entschieden abgelehnt.  Dieser hatte völlig andere Pläne.  Die in Grevesmühlen übliche Wahl eines neuen Pastors fand diesmal nicht statt.

 Von 1706 bis 1709 blieb die erste Pastorenstelle in Grevesmühlen vakant.

 Magister Joachim Stoeff

 Magister Joachim Stoeff war von 1709 bis 1721 erster Pastor in Grevesmühlen.  Stoeff wurde um 1673 in Hamburg als Sohn des Bürgerkapitäns Heinrich Stoeff und dessen Ehefrau Margarete geb. Schuttin geboren.  Er besuchte in Hamburg mehrere höhere Schulen und studierte vermutlich an der Rostocker Universität Theologie. Am 15. September 1698 promovierte Stoeff in Rostock und erwarb dort den Titel „Kaiserlicher Poet“, nachdem er bereits 1696 zum Pastor geweiht worden war. Ob dieser Titel aber den Ausschlag dafür gegeben hatte, dass Stoeff ganz offensichtlich vom Landesherrn protegiert wurde, kann nicht belegt werden.

1918 schrieb der Grevesmühlener Pastor und Propst Otto Münster: „Die Ernennung von Magister Joachim Stoeff scheint durch hohe Gönnerschaft ins Werk gesetzt zu sein.“ Obwohl sich Superintendent Grünenberg offen gegen die Einsetzung Stoeffs als erster Pastor in Grevesmühlen aussprach und ihn beim Herzog verdächtigte, ein Anhänger des in Mecklenburg-Schwerin verpönten Pietismus zu sein, setzte ihn der Landesherr nicht nur als ersten Pastor ein, sondern ernannte ihn auch gleichzeitig als Präpositus. Der Herzog gab dem Superintendenten Grünenberg allerdings die Erlaubnis, Stoeff bei seinem Eintritt ins Pfarramt zu examinieren. Dabei erwies es sich denn auch, dass „seine Studia mediocria, die experience aber eine sehr geringe“ war und die Aufsicht über seine Amtsführung erforderlich wäre. Ferner hatte Grünenberg erneut Vorbehalte gegen Stoeff, weil „er sich verdächtig mache, als laboriere er an dem Pietismo oder wenigstens einem gefährlichen Teil desselben.“ Ob sich Stoeff in der Folgezeit in seiner Amtsführung bewährt hat, geht aus den Akten nicht hervor.

Da Stoeff bereits seit 1708 mit der Hamburgerin  Gesa Bösche verheiratet war, konnte „die Seniorin“ nicht, wie es die Gemeinde wünschte, „bei der Pfarre bleiben“.

Während Stoeffs Amtszeit wurde eine getriebene Messingschale, deren Rand mit Frucht- und Blattornamenten verziert war, die Jochim Fincke 1707 gestiftet hatte, am südlichen Pfeiler des Chores zu Aufnahme der Abendmahlsopfer angebracht.

Als Präpositus veranlasste Stoeff, dass am 18. Juli 1710 eine neue Verordnung bezüglich der Gräber in der Grevesmühlener Kirche erlassen wurde.  Darin wurde ausdrücklich erlaubt, dass auch weiterhin Leichen in der Kirche bestattet wurden. Begräbnisplätze konnten gekauft werden: „Den Vorzug hat das (sic!) Chor, darnach, was nahe dem Chor ist mit dem breiten Mittelgang, ferner die Vorderseite mit der Neuen Kapelle.“  Der Preis betrug 5 bis 6 Reichstaler je Person, wenn „bis auf die Verwesung (40 Jahre) gekauft wurde.“  Bei Erbbegräbnissen waren für jede beigesetzte Leiche 16 bis 20 Reichstaler zu zahlen. Es gab aber auch Begräbnisplätze in der Kirche oberhalb des Erdbodens in einem Gewölbe, sowie im Hohen Chor unter der Erde.  Alle Begräbnisplätze mussten nach 50 Jahren neu gekauft werden.  „Die Begräbnisse sind 2 – 4 Leichen lang und 2 – 5 Leichen breit.“  Insgesamt waren 45 Begräbnisplätze in der Kirche vorhanden, die zumeist mit Steinplatten abgedeckt waren.  Für die Öffnung eines Grabes zu einer Beisetzung war ein Reichstaler zu entrichten.  Die Gräber durften vom Erwerber oder dessen Erben weiterverkauft werden, wobei die Kirche das Vorverkaufsrecht hatte.

Als erster Pastor veranlasste Stoeff, dass der an der West- und Südseite infolge von Brand und Verwitterung baufällig gewordene Turm der St.-Nikolai-Kirche 1714 ausgebessert wurde.

1721 beschwerten sich Joachim Stoeff und Johann Christian Schuster als Grevesmühlener Pastoren in einem Schreiben beim Herzog, dass „unruhige Gemüter vor dem Wismarschen Tor bei dem Gottesacker ein Schießhaus erbauen“ wollten.  Der Kirchhof sollte als Garten zum Schießhaus gelegt werden.  Der Ort sei aber „zum Schlafhause der Christen von alters her destinieret.“  Die Schützenzunft habe sich nicht vom Bau des Schießhauses neben dem Kirchhof abhalten lassen.  Sie erhebe Anspruch auf den Platz, da dieser ihr von jeher zugekommen und „daselbten“ früher eine Vogelstange gestanden habe.  Seitens der Pastoren wurde das bestritten mit der Begründung, dort müsse eine Kapelle gestanden haben, denn der unweit gelegene Berg heiße noch heute Kapellenberg. Auf dem Gottsesacker seien noch zu ihren Lebzeiten zahlreiche Beerdigungen vorgenommen worden.  Ob der Protest der beiden Pastoren Erfolg hatte, konnte nicht ermittelt werden.

Magister Joachim Stoeff starb am zweiten Advent, dem 7. Dezember 1721, abends um 4 Uhr nach zwölftägiger Krankheit in Grevesmühlen.  Er hinterließ eine Witwe und eine kleine Tochter.  1729 (Albrecht schreibt 1724) zog Gesa Stoeff mit ihrem Kind nach Hamburg zurück.      

 Johann Christian Schuster sen.

 Johan Christian Schuster sen. war erster Pastor in Grevesmühlen von 1722 bis 1739. Schuster stammte aus Crivitz, war der Sohn des dort ansässigen Hans Schuster und wurde in seiner Vaterstadt am 18. Juli 1672 getauft.

1705 wurde er zweiter Pastor zu Grevesmühlen und von 1722 an erster Pastor und Präpositus.  Am 12. Februar 1706 heiratete Schuster die Witwe des Grevesmühlener Stadtschreibers Ohde, Katherine Gertrud geb. Hesse.  Beider Sohn, der die gleichen Vornamen wie der Vater trug, wurde gleichfalls Pastor in Grevesmühlen.

Aus Dankbarkeit gegenüber seiner Gemeinde, vor allem aber auch, um den mittellosen Grevesmühlener Pfarrwitwen und deren Kindern eine Existenzgrundlage unabhängig von der Gemeinde zu schaffen, legte er 1729 durch eine Stiftung von 30 Talern die Basis für das „Grevesmühlener Pfarrwittum“.  Diese Summe warf im Laufe von 200 Jahren einen Zinsertrag von über 2000 Mark jährlich ab, die den Pfarrwitwen der Grevesmühlener Gemeinde ein relativ geregeltes Einkommen sicherten, ohne die jeweiligen Nachfolger im Pfarramt finanziell zu belasten.  Das Pfarrwittum kam unter bestimmten Voraussetzungen auch im Amt stehenden Pastoren zugute.  Durch die Errichtung dieser Stiftung hat Schuster  Generationen von Grevesmühlener Pfarrfamilien bis zum Ende des 1. Weltkrieges und bis zur Inflation 1923 wirksam geholfen.

Während seiner Amtszeit als erster Pastor wurde für die Gemeinde ein kleiner silberverzierter Krankenkelch mit rundem Fuß ohne Inschrift angeschafft.  Er stellte eine Wismarer Arbeit dar und trug das Meisterzeichen „B. J. C.“ (= Baltzer Jochim Cato). Außerdem wurden drei einfache silberne Patenen erworben.

1737 veranlasste Schuster, dass vom Wismarer Bildhauer und Tischler Moltzahn anstelle des „abgöttisch-papistischen“ Altars in unserer St.-Nikolai-Kirche für 924 Mark 13 Schillinge ein neuer errichtet wurde.

1739 wurde Johann Christian Schuster emeritiert, behielt aber das Präpositusamt bis zu seinem Tode.  Er starb am 5. November 1745 im Alter von 74 Jahren.

 Johann Heinrich Buttstädt

 Johann Heinrich Buttstädt war von 1739 bis 1750 erster Pastor in Grevesmühlen. Johann Heinrich Buttstädt wurde in Schwerin geboren und dort am 6.Juli 1688 im Dom getauft. (Das von Friedrich Belg in seiner „Chronik der Stadt Grevesmühlen“ auf Seite 250 angegebene Geburtsjahr 1638 ist falsch.)

Die Eltern Johann Heinrich Buttstädts waren der Sattler und spätere Hofsattler Hans Buttstädt und dessen Ehefrau Maria Elisabeth.

Am 7. November 1722 wurde Buttstädt zweiter Pastor  in Grevesmühlen, als solcher aber erst am 7. Februar 1723 offiziell eingeführt.  Buttstädt wirkte hier an der Seite von Johann Christian Schuster sen., nach dessen Emeritierung er 1739 erster Pastor in Grevesmühlen wurde.

Johann Heinrich Buttstädt heiratete am 17. Februar 1723 Sophie Magdalene Warning, vermutlich die Tochter des Pastors Johann Christian Warning in Marnitz.  Die Trauung fand im Schweriner Dom statt.  Sophie Magdalene Buttstädt starb als Witwe im Mai 1762  in Grevesmühlen.  Sie wurde am 17. Mai 1762 übrigens zusammen mit ihrer Tochter Sophie Johanna Kosegarten am 17. Mai 1762 in der Kirche zu Grevesmühlen beigesetzt.  Der Sohn von Johann Heinrich und Sophie Magdalene Buttstädt wirkte in Moisall.  Ihre Schwiegersöhne waren die Pastoren Arends in Blücher und Kosegarten in Grevesmühlen.

Am 9. Dezember 1725 brach in Grevesmühlen ein Großfeuer aus, das 83 Häuser und 27 Scheunen vernichtete.  Zwar blieben diesmal die Kirche und die beiden Pfarrhäuser verschont, doch die in der unmittelbaren Nähe stehenden Gebäude, unter anderem das Armenhaus, die Schule und wahrscheinlich auch die zu den Pfarrgrundstücken gehörenden Stallungen und Nebengebäude wurden ein raub der Flammen.

Die Grevesmühlener Pfarrerfamilien waren infolge der Feuersbrunst von 1725 verarmt und litten unter materieller Not. Es gab „nur schale Bissen“. Aber auch das kirchliche Leben in der Gemeinde hatte Schaden genommen.

Bei der Vermessung der Grevesmühlener Feldmark 1726 ergab sich, dass die Größe der Kirch- und Pfarrgärten lediglich 66 Ruten betrug. (Ein Morgen entsprach 300 Ruten.)

Für Pastor Buttstädt und seine Familie war das unbrüderliches Verhalten des ersten Grevesmühlener Pastors Johann Christian Schuster jun. ihnen gegenüber unerträglich geworden. Schuster setzte Buttstädt ständig unter Druck, demütigte ihn und lebte mit ihm in Feindschaft.  Die Auseinandersetzungen mit Schuster jun. wirkten sich auf die Dauer negativ auf Buttstädts Gemütszustand aus.  Er wurde vermutlich depressiv und psychisch krank, sodass er seinen Aufgaben als zweiter Pastor in Grevesmühlen nur mit großer Mühe gerecht wurde.

1750 wandte sich Buttstädt an seinen Freund, den Theologieprofessor  Joachim Hartmann in Rostock, der zugleich Superintendent des Mecklenburgischen Kirchenkreises war, mit der Bitte, ihm bei der Suche nach einem geeigneten „Adjunkt“ (beigeordneten Helfer im Predigtamt) behilflich zu sein. Hartmann vermittelte Buttstädt seinen Neffen Bernhard Christian Kosegarten, der am 12. Juli 1750 seinen Dienst als „Adjunkt“ antrat, von seinem Onkel Joachim Hartmann aber gleichzeitig auch zum „zweiten Prediger“ von Grevesmühlen ordiniert wurde.  Da Buttstädt spürte, dass er nicht mehr lange leben würde, wollte er vor seinem Tod noch seine unverheiratete Tochter Sophie Johanna versorgt wissen.  Er überzeugte Kosegarten, auch sein Schwiegersohn zu werden.

Wenige Wochen später starb Buttstädt 1750 im Alter von 62 Jahren. Sein Todesdatum ist im Kirchenbuch nicht verzeichnet.

 

 

 

 

 

Pastoren in Grevesmühlen

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- Band 63 - Band 63 -       

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Band 65 - Band 65 - Band 65

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  Johann Hinrich Wichern       

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Bernhard Schlörit:

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  - Auf dicken Pötten um die Welt -

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 Schiffsjunge 1948-50

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Band 72 - Band 72 - Band 72 -

Anthologie: Kirche im Nachkriegs-Mecklenburg

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 - Band 73 - Band 73 -

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Pastoren in Grevesmühlen

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Verdammte Container

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Ernesto Potthoff:

Segelschulschiff LIBERTAD

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Band 69 - Band 69 - Band 69 - Band 69

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Teil 1 der Trilogie von

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Seemann, deine Heimat ist das Meer

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